Die Karte des Rumtreibers
Seit einiger Zeit lese ich meine Töchtern Harry Potter vor, einen Band nach dem anderen. Das macht großen Spaß, weil so viele crazy creatures darin vorkommen, für die ich mir immer wieder neue Stimmen und Eigenarten einfallen lassen darf.
Nach einem Gespräch mit einem Kollegen bei der Arbeit hatte ich einige Ideen, die ich hier teilen möchte. In unserer Unterhaltung ging es darum, wie sich anschaulich und mit Spaß die Tücken der Datensicherheit mit Studierenden und Jugendlichen erarbeiten ließen. Wir waren der Ansicht, dass die komplexen Zusammenhänge von Mobiltelefonen, Servern, Firmen, die Daten sammeln, usw. möglichst nachvollziehbar in projektorientierten Lernszenarios thematisiert werden sollten.
Im Urlaub hatte ich Band 3, “Der Gefangene von Askaban” gelesen. Abends fiel mir “die Karte des Rumtreibers” ein. Sie erschien mir im Nachklapp des Gesprächs wie ein sehr mächtiges Werkzeug, um andere zu überwachen. Nichts anderes tut Harry Potter damit: Er sieht, wo seine Freunde und Feinde sind, und hat einen unschlagbaren Wissensvorteil. Dass die Karte auf dem Pergament auch noch unsichtbar werden kann, damit andere nicht sehen können, wozu sie gut ist, macht sie noch besser.
Die digitale Karte des Rumtreibers
Ich habe große Lust, die Karte des Rumtreibers nachzubauen. Allerdings nicht mit Pergament, sondern digital, mit mobilen Endgeräten. Wer sie hat, sieht, wie alle anderen Beteiligten sich als Punkte auf einer Karte in Quasi-Echtzeit bewegen - ähnlich wie die Punkte in aktuellen Taxiapps.
In meinem Kopf ginge das wie folgt: Alle, die mitmachen, haben eine Progressive Web App (PWA) auf ihrem Handy, die die aktuellen Standortdaten des Handys an einen Server schickt, der auch zum Spiel gehört. Eine PWA zu bauen hat den Vorteil, dass sie ohne Appstores für verschiedene Smartphone-Modelle verfügbar ist.
Der Server stellt die Daten sofort wieder zur Verfügung, sodass sie bspw. mit einem Tablet auf einer Open-Street-Map angezeigt werden können. Wichtig ist hierbei, dass die Kommunikation Handy-Server-Tablet als Standleitung gebaut wird, denn der Spaß an der Karte liegt m.E. in der Bewegung der Punkte, während man zuschaut.
Technische Umsetzung
Gern würde ich die PWAs mit Vue.js bauen, weil das Framework so viel Spaß macht und die Entwicklung von PWAs sehr erleichtert. Sollte die App auch von den Teilnehmenden gebaut werden, gibt es viel über HTML, CSS und JavaScript zu lernen.
Serverseitig würde ich Flask einsetzen oder auch NodeJS. Ausgeliefert würde eine Open-Street-Map-Karte, deren Aussehen in Richtung Zaubererkarte verändert wurde. Hier habe ich noch keine Ahnung, wie sich das machen ließe, weil es dafür wahrscheinlich besondere Tiles geben muss.
Was gibt’s zu lernen?
Ich denke, dass so ein Projekt Spaß machen könnte, weil sehr viele Technologien, Signalwege, Datentypen und Workflows anschaulich werden. Es kann konkret gezeigt werden, welche Daten ein Handy senden kann, was das Empfänger_innen über das Verhalten verrät und wie die Daten genutzt werden können, um Wissensvorteile zu erlangen.
Mein Kollege meinte, dass die Idee vielleicht auch Menschen begeistern könnte, die gar nicht so an der Karte interessiert seien, sondern vielleicht eher an der CosPlay-Komponente, mit der sich das Setup dann auf dem Campus oder dem Schulhof kombinieren ließe.
Was meint ihr?