Mastodon Zukunft | Gesellschaft | Technologie | Axel Dürkop

Zukunft | Gesellschaft | Technologie

Co-Initiator, Dozent und Entwickler | Wintersemester 2019/20

Offizieller Flyer zur Veranstaltung

Konzept

Für das Wintersemester 2019/20 sind die beiden Projekte der Hamburg Open Online University (HOOU) SciFiVisions (Dr. Lars Schmeink, Hafen City University Hamburg) und tekethics (Axel Dürkop, TU Hamburg) eine Kooperation eingegangen, an der alle Interessierten teilnehmen können.

Wir haben sieben Kino- und Diskussionsabende organisiert, an denen wir erst Filme zeigen und anschließend mit Expert*innen über die gezeigten Themen diskutieren wollen.

An der Reihe nehmen ca. 70 Studierende der HCU und TUHH teil, die zu jedem Film einen Text mit Zocurelia vorbereiten.

Weitere Informationen auf den Seiten von SciFiVisions und tekethics.


Was bedeutet das alles? Was sollen wir tun?

Die technische, die digitale Welt, in der wir leben, ist voller Herausforderungen, Chancen und Risiken für uns alle. Für viele von uns ist sie aber auch eine Welt voller Mysterien: intelligente, lernende Maschinen, Bio- und Nanotechnologie, das Internet der Dinge, Cryptowährungen, Roboter, Drohnen und soziale Kreditsysteme: Was bedeutet das alles? Und vor allem: Wie gehe ich damit um?

Wenn wir verstehen wollen, was uns umgibt, warum es erfunden wurde, welchen Einfluss aktuelle Technik auf uns hat, wie wir sie mitgestalten können und warum es vielleicht besser sein könnte, manche Technik nicht weiterzuentwickeln, sie anders zu entwickeln, müssen wir die richtigen Fragen stellen. Wir müssen uns fragen, wer die Akteur*innen und ihre Motivationen sind? Wer sind die Zielgruppen und was sind die Einsatzgebiete? Welche Wirkung kann Technik entfalten, auch neben ihrem eigentlichen Zweck? Auf welche anderen Systeme wirkt sie, wie wirken diese zurück? Schnell werden wir feststellen, dass wir dabei nicht umhinkommen zu fragen, wie genau eine bestimmte Technik funkti-oniert, über die wir urteilen wollen.

Eine Frage der Ethik

Diese und ähnliche Fragen stellen wir vor dem Hintergrund, Bedingungen zu formulieren für eine Lebenswelt, in der möglichst alle Lebewesen berücksichtigt werden; für ein Arbeitsumfeld, das sozial und gerecht ist, und für den Erhalt unserer Umwelt. Dabei können wir nicht anders, als uns von Werten und Tugenden leiten zu lassen, über die wir uns immer wieder neu verständigen müssen. Was bedeuten uns Freiheit und Gleichheit? Was ist Menschlichkeit? Und was macht überhaupt erst den Menschen aus?

In diesem Aushandlungsprozess kann uns die Ethik als philosophische und wissenschaftliche Disziplin eine Hilfe sein, da ihr hauptsächlicher Gegenstand das menschliche Handeln ist. Sie hat das Ziel, begründet und argumentierend zu Aussagen zu kommen, die sich von Meinungen unterscheiden. Ihre Fragen kreisen dabei um Begriff e wie “das Wahre”, “das Gute”, “das Schöne”, “Glück” und “Pflicht”. Mit der Entwicklung von ethischen Fragen in Bezug auf aktuelle technische Entwicklungen haben wir also die Möglichkeit herauszufinden, was gut für uns Menschen und andere Lebensformen ist. Dabei sind wir alle gefragt, denn die genannten Erfindungen und technischen Trends betreffen uns alle in einer zuvor nie dagewesenen Form.

Science Fiction als Praxis des Gedankenspiels

Da sich die Werkzeuge der Philosophie am besten an konkreten Gegenständen erproben lassen, stellen wir sie in Form von Filmen bereit, die es uns erlauben, verschiedene Szenarien durchzuspielen und dabei den Fokus auf mögliche gesellschaftliche Auswirkungen zu richten. Gerade das populäre Genre der Science-Fiction (SF) bietet für eine solche “Was wäre wenn?"-Auseinandersetzung eine Vielzahl an Möglichkeiten. Denn für die SF ist oftmals die technologische Innovation, die einzelne alles-verändernde Erfindung der Ausgangspunkt, der Fokus des Wandels. Wie ein kleiner Stein, der in einen großen Teich geworfen wird. Wir folgen aufmerksam den Wellen und Veränderungen, die der Stein auf der glatten Oberfläche hinterlässt.

Die Welten der SF sind deswegen meist nicht viel anders als die unsere. Wir erkennen uns und unsere Gesellschaft wieder. Aber wir verstehen auch das Potential einer veränderten Zukunft durch die neue Technologie. Die ethische Bewertung gelingt uns, weil wir bestehende Strukturen sehen, die durch die SF verzerrt werden – das Bekannte wird uns fremd. Hierin liegt das radikale Potential, philosophische Fragestellungen mit dem populärkulturellen Film zu verbinden. Der Zugang zu komplexen technologischen Themen fällt leichter, das konkrete Beispiel hilft, eine neue Perspektive auf die bevorstehenden Veränderungen zu erhalten. Und so kann man neue Handlungspotentiale erkennen, neue Denkmuster annehmen – und vielleicht eine neue Zukunft gestalten. Die Wellen vorhersehen, die ein Stein auslösen wird.

Dieser Text von Axel Dürkop und Lars Schmeink erschien zuerst im Programmheft zum Allgemeinen Vorlesungswesen der Uni Hamburg im Wintersemester 2019/20 unter dem Titel “Digitales Leben in der Zukunft: Was bedeutet das alles?