Wie nenne ich eine Person, die nicht direkt zu meinen Kolleginnen und Kollegen gehört, also nicht an meiner Arbeitsstelle beschäftigt ist, ich mit der Person aber schon lange zusammenarbeite und eine verbindende Arbeitsgeschichte habe?
Mir geht immer wieder auf, wie sehr ich von der langen Arbeit am Theater in meinem Verständnis von Zusammenarbeit beeinflusst bin. Dass ich von “föderiertem Kollegium” sprechen möchte, liegt vielleicht daran, dass es in der Theaterwelt feste und lose Ensembles gibt. An einem deutschen Stadt- oder Staatstheater ist ein fester Stab von Schauspieler*innen beschäftigt, die auch mal woanders gastieren können (müssen) und auch durch gastierende Kolleg*innen ergänzt werden, je nachdem, was auf dem Spielplan steht.
Dieses Verständnis von Zusammensetzung des Kollegiums leitete auch mein Denken und Handeln, wenn ich Projekte entwickle: Es gibt meine direkten Kolleg*innen und jene, die frei unterwegs sind oder in anderen “Ensembles” “spielen”. So entsteht ein föderiertes Kollegium, das je nach Idee und Ziel pro Projekt zusammenkommt.
Während eine begrifflich korrekte Föderation aus politischen Verhandlungen und Verabredungen hervorgeht, basiert meine Vorstellung vom föderierten Kollegium eher auf einer Haltung zur Sache, an der gemeinsam gearbeitet wird. Deshalb sind solche Föderationen auch temporär und leben in Ziel- und Haltungsgemeinschaften wieder auf, oft in anderer Konstellation, während die Zahl der föderierten Kolleg*innen schwanken kann. Bindend auf kollegialer Ebene sind die Geschichte und die Nähe, die die Beteiligten miteinander haben. Das macht sie zu einem föderierten Kollegium und föderierten Kolleg*innen.
Insofern wäre der Begriff kollegiale Föderation irreführend, weil hier der Akzent auf dem Konzept Föderation läge, das klar definiert ist.