Evgeni Morozow hat schon früh darauf hingewiesen, dass der aktuelle Diskurs der Digitalisierung feudalistische Tendenzen aufzeigt. Ich erinnere vor allem eine Beschreibung: Während sich die Armen die ägyptischen Pyramiden mit einer VR-Brille auf dem Sofa ansehen, fahren die Reichen nach Ägypten, um sie sich dort real anzuschauen.

Ob das nun ein Problem von Arm und Reich ist, wäre einige Jahre nach der Veröffentlichung dieses Gedankens noch einmal zu klären. Denn VR-Brillen sind immer noch nicht so erschwinglich, dass sie “den Armen” einfach zugänglich wären. Interessanter ist die Perspektive, wie sich die Ansprüche an Kunst und Kultur bei denen verändern, die sich VR-Brillen leisten können, ebenso wie die Reise nach Ägypten und sich dennoch auf dem Sofa das Abbild ansehen.

René Walter denkt am 26.07.2023 in eine ähnliche Richtung, wenn er sagt:

Nichts gegen Tilda Swinton, aber auch wenn solche elitären Kulturprodukte ein Weg sind, sich von der digital-synthetischen AI-Zukunft abzusetzen, so zeigen sie doch auch eine Zukunft, in der herausfordernde Kunst einem elitären Zirkel vorbehalten bleibt und in der die Massen mit billigen, synthetisch erzeugten AI-Marvel-Filmen zugeschüttet werden: “Avengers v6.22beta streaming on your Apple Vision now, customized to your identitarian liking by reading your brainwaves in realtime. Enjoy.”  Währenddessen gönnen sich reiche Eliten handgemachtes Newschool-Theater von echten und handverlesenen Schauspielern, die selbstverständlich genau diese gesellschaftliche Situation harsch kritisieren, damit man nachts mit ruhigem Gewissen einschlafen kann. 

Hier kommentiert er den Beitrag How AI is bringing film stars back from the dead